Europäischer Protesttag für die
Gleichstellung behinderter Menschen


Corona -Krise und Behinderung

2020 05 05 aktion menschAus meiner Sicht als Frau mit Behinderung ist es mir besonders wichtig, dass Menschen mit Behinderung nicht auf ihre Einschränkungen reduziert werden und man uns als gleichwertige Menschen behandelt. Anfragen wie beispielsweise nach dem Zusammenhang von Behinderung, Inzucht und Migration sprechen eine andere Sprache. Auch Äußerungen wie „Leistungsprinzip statt Inklusion und Kuschelkurs“ zeigen deutlich den mangelnden Respekt uns gegenüber.

Im Nationalsozialismus wurden über 200.000 Menschen mit Behinderung getötet. So etwas darf sich nie wiederholen.

Ich möchte auch niemals von jemandem als Ballastexistenz bezeichnet oder auch nur angesehen werden. Niemand hat das Recht, einem anderen Menschen sein Recht auf Leben abzusprechen.

Warum, sage ich heute anlässlich des Europäischen Protesttages zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung?

Ganz einfach, weil auch zu Zeiten der Corona Pandemie das Thema Diskriminierung und Ausgrenzung von Menschen mit Behinderung ungebremst weiter geht und zum Teil die Diskussionen noch heftiger werden.

Es wird darüber diskutiert wer einen Platz am Beatmungsgerät bekommt, falls es zu viele Beatmungspflichtige Corona Patienten zur gleichen Zeit gibt.

Menschen mit Behinderung, die in Einrichtungen leben dürfen das Haus nicht mehr verlassen.

Immer wieder hört man Äußerungen, dass beispielsweise Menschen mit Vorerkrankungen ebenfalls das Haus nicht mehr verlassen sollen, damit das „normale“ Leben wieder weiter gehen kann.

Das Recht auf Selbstbestimmung und Teilhabe wird hiermit auf lange Sicht außer Kraft gesetzt.

Mir macht das Angst und ich habe den Eindruck, dass Menschen mit Behinderung wieder in eine Rolle hineingedrückt werden, aus der wir seit Jahrzehnten versuchen, heraus zu kommen.

Lasst das nicht zu!

Lasst uns gemeinsam nach guten Lösungen suchen, auch wenn diese vielleicht ein Kompromiss zwischen Schutz und Alltag darstellen werden.


Stellungnahme zur aktuellen Situation von Menschen mit Behinderungen von Gracia Schade, Projektleiterin von Kommune Inklusiv, Verbandsgemeinde Nieder-Olm